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  • AutorenbildJoscha Frahm

RIN-Kleinstadt

Zwischen Melancholie und Heimat - ein facettenreiches Gesamtkunstwerk


RIN schafft mit seinem neuen Album Kleinstadt ein aus 18 Songs bestehendes Kunstwerk, das den Künstler RIN in all seiner Vielfalt zeigt und ein schier unendliches Repertoire an Facetten aufweist. So lassen sich Einflüsse von R’n’B, Hip Hop, Pop, Rock und House in RINs Album wiederfinden. Trotz der großen musikalischen Vielfalt erschafft RIN mit Kleinstadt ein stimmiges Konzept, dass zweifelsohne einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Sound deutscher HipHop-und Pop-Produktionen der nächsten Jahre haben wird.

Auch wenn fast jeder Song des Albums einem anderen Genre zugeordnet werden kann, bleibt RINs ganz eigener Sound auch über die Grenzen der Genres hinweg unverkennbar. Dies liegt nicht nur an seiner sehr individuellen Stimme und Art zu rappen. Auch der Vibe ähnelt sich in jedem Song, welcher sich wohl am besten als eine Mischung aus Weltschmerz und Heimatgefühlen beschreiben lässt. RIN ist in seiner Vielfalt keineswegs vorhersehbar. Beim Hören des Albums dachte ich gerade: RIN präsentiert zwar wirklich viele Seiten seiner Künstleridentität, aber gesellschaftskritisch präsentiert er sich eigentlich nie. Doch wieder überraschte mich RIN. Im letzten Song des Albums Mrznja rappt der 27-jährige: “Warum durften wir hier bleiben/ Warum mussten sie weg/ Warum entscheidet ein Papier wie es läuft in der Welt” und übt so eine Gesellschaftskritik, die sich jedoch eher im Hintergrund des Albums abspielt.

"This is the world that you know" Ein immer wiederkehrendes Element in Kleinstadt ist der Satz "This is the World that you know" welcher in vielen der 18 Songs eingespielt wird, bevor RINs Stimme zu hören ist. So schafft der Künstler eine vertraute Atmosphäre, die auch zum Titel des Albums und zum Inhalt einiger Songs passt. So zieht sich trotz der wechselnden Genres ein roter Faden durch das Album und schafft ein Gefühl der Vertrautheit, welches in einem Album voller scheinbarer Widersprüche eine Kontinuität darstellt, die die Zuhörenden immer wieder zu RIN zurückkehren lässt.

Foto: Mike Schuster

Fernweh und Melancholie Als eine von RINs Hauptstärken kann nicht nur seine musikalische Vielfalt genannt werden, sondern auch das Songwriting. RIN erschafft poetische Bilder mit seinen Lines, die eine magische Stimmung voller Sehnsucht erzeugen und so einen Nerv treffen. Der Konflikt zwischen Fernweh und Heimatliebe beschäftigt in einer Welt voller Möglichkeiten viele junge Menschen. Dabei schafft es RIN genau diesen Konflikt mit Lines wie: “Bist an deinem Fenster und du wartest bis er kommt , doch ich sag dir dass er bei dir niemals klopft/ Du hast keine Angst vor Feuer denn du glaubst nicht mehr an Gott” (Eye of the Tiger) einzufangen.

Mit Features von Schmyt und Giant Rooks holt sich RIN genau die richtige Portion an Emotionalität und Melodik ins Boot, die der 27-jährige, der die Musikindustrie eigentlich als klassischer Deutschrapper eroberte, vielleicht an manchen Stellen vermissen lässt und sorgt so für einen einzigartigen Sound.

Gegen die Konventionen der Musikindustrie Immer wieder hat RIN in den letzten Monaten mit seinen Veröffentlichungen für Aufsehen gesorgt. So löschte der Künstler teilweise alle Posts auf seiner Instagram-Seite, um dann einen wenig sagenden Trailer für seinen neuen Song hochzuladen, der bei seinen Followern teilweise zu großer Verwirrung führte. Auch musikalisch sorgten seine Veröffentlichungen der letzten Monate, welche häufig von Videopremieren auf YouTube begleitet wurden, zu großen Diskussionen unter seinen Fans. Mit jeder Veröffentlichung RINs lässt sich eine künstlerische Weiterentwicklung erkennen und doch bleibt RIN sich immer zu einem gewissen Grad treu. Ein schwer zu beschreibendes Gefühl, eine Mischung aus Melancholie, Weltschmerz auf der einen Seite, und Euphorie und Neugier auf der anderen Seite bleibt nach dem Hören des Albums zurück. So schafft RIN dass auch neue Veröffentlichungen noch interessant bleiben und Kleinstadt ein aufregendes und überraschendes Werk darstellt.


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