top of page
  • AutorenbildJule Detlefsen

"wie schön es einfach ist, wenn Leute bei Konzerten tanzen und mitsingen"

An einem lauem Sommerabend im Juli habe ich mich mit zwei Mitgliedern der Newcomer Band Sun’s Son im Treptower Park in Berlin getroffen. Die Frankfurter Band hatte zuvor die ersten Frequenzen ihres Musikvideos zu „Clean Slate“ gedreht. Der Rest des Drehs wurde später in Italien fortgesetzt. Allein hierdurch war mir sofort bewusst: Diese Band meint es ernst mit ihrer musikalischen Karriere.


Sun’s Sons schaffen es, schwere politische Themen, wie Rassismus, Queerfeindlichkeit oder den Klimawandel in Songs zu verpacken, die zu keinem Zeitpunkt ihr Hit-Potential verlieren. Im Gespräch mit zwei der fünf Bandmitglieder stand ihr Tatendrang immer an erster Stelle. Nach zwei Jahren des Wartens geht es nun endlich los für sie und Sun’s Sons werden wohl so schnell nicht wieder mit dem aufhören, was sie jetzt tun.

credits: Nelly Habelt


Ihr seid gerade in Berlin, um euer neues Musikvideo zu drehen. Könnt ihr schon etwas darüber verraten? Wie ist das für euch nach Berlin zu fahren, um ein Musikvideo zu drehen?


Der Song "Clean Slate“ fasst das Gefühl der kompletten EP zusammen. Es geht sehr viel um Neustart und Sachen zurücklassen. Den Vibe wollte wir mit dem Musikvideo einfangen. In Berlin drehen wir jetzt die erste Hälfte des Musikvideos, um beklemmte und stressige Stadtszenen zu zeigen und in zwei Wochen fahren wir nach Italien, um da die andere Hälfte aufzunehmen.


Warum habt ihr euch entschieden, die Stadtszene in Berlin zu drehen und nicht in Frankfurt?


In Frankfurt haben wir halt auch schon viel gedreht. Da sind die guten Orte schon irgendwie aufgebraucht (lacht).


Hätten die 14-Jährigen Versionen von euch mal gedacht, dass ihr nach Berlin fahren würdet für ein Musikvideo und den Sommer auch den ein oder anderen Slot auf einem Festival habt?


Schon gar nicht (lacht). Also es war schon lange ein Traum, aber immer ein Unerreichbarer. Dann haben wir irgendwann gesagt: Okay wir machen jetzt alles dafür, dass das klappt. Dann wurde alles ein bisschen realistischer, aber dass es dann so schnell geht, das hätten wir nicht gedacht.


Jetzt seid ihr nicht die einzige Indie-Band. Hattet ihr Angst, in dieses fast schon überfüllte Genre einzusteigen?

Ist es manchmal schwierig, dass man nicht in einen bereits bekannten Sound abdriftet?


Ich glaube, das war gar keine Entscheidung für uns. Die Band ist ja aus meinem Solo-Projekt entstanden und das war eben sehr lange Singer-Songwriter plus Band und dann hat sich das in diese Richtung entwickelt. Das kam natürlich auch daher, dass wir einfach solche Band cool fanden und ähnlich Sachen machen wollten, aber ich bin der festen Überzeugung, dass man gar nicht so richtig einen Einfluss darauf hat, was man für Musik macht. Weil Songs oft einfach entstehen. Und gerade im Songwriting-Prozess sagt ein Song sehr schnell selbst, wo er hingeht. Zum Beispiel der Song „Somehow“. Ich wollte, dass das so ein richtig softer Song wird und dann hat er aber so danach geschrien eine rockige Gitarre da reinzunehmen und das war dann doch eine sehr natürliche Entwicklung.


Oft ist es eben so, dass es natürlich entsteht, weil das einfach wir sind und wir machen die Musik, die wir lieben und das, was wir fühlen.


Aber wir haben auch gesagt: Okay, man bekommt in dieser Szene eben Aufmerksamkeit, wenn man einen tanzbaren Popsong hat. Sonst kann man auch schnell untergehen. Und der fehlte uns damals auf der EP noch. Da war das schon geplanter. Da hatte ich aber auch schiss, dass der Song am Ende, wie ein basic Radio-Song klingt.


Aber es war auch der inhaltliche Aspekt, der zählt. Das haben wir jetzt erst vor ein paar Monaten gemerkt, wie schön es einfach ist, wenn Leute bei unseren Konzerten tanzen und mitsingen.


Es ist ja auch gar nichts schlimmes ein Pop-Song zu machen. Manchmal sind genau das ja auch die Momente, in denen das Publikum diesen einen Schlüsselmoment hat und mit euch dann so ein Gefühl von Glück und Freiheit verbindet.


Ja, voll.


In der EP schwebt das Thema Veränderung zum Guten immer wieder über den Songs. Was gibt euch in einer Zeit wie dieser Hoffnung?


Genau mit dieser Ambivalenz von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit spielt die EP. Sie beleuchtet verschiedene Blickwinkel auf dieses Thema und davon ist nun mal Hoffnungslosigkeit auch ein Aspekt. Und das passiert auch inhaltlich. Wir haben sehr persönliche und intime Songs, aber auch politische Songs. Für die poltischen Songs war zum Beispiel Fridays for Future sehr prägend.


Die neue Besetzung der Band ist natürlich auch Teil des Neustarts und auch ein Grund dafür, dass wir Veränderung als übergeordnetes Thema verwendet haben.


Vielleicht als Beispiel: Als wir ins Studio gegangen sind, um endlich diese EP aufzunehmen, waren wir total euphorisch und hatten total Spaß. Und dann passierte diese Scheiße in der Ukraine. Genau das zeigt eben auch diese Ambivalenz der Hoffnung. Dadurch waren die Aufnahmen in Studio auch nochmal viel intensiver.


Dann haben wir uns im Studio auch gefragt: Was können wir jetzt tun? Was machen wir jetzt? Und dann kam aber zum Beispiel eine Anfrage, ob wir nicht auf einer Friedensdemo spielen wollen - um wieder auf die Hoffnung zurückzukommen.


Gerade für uns junge Menschen haben die letzten Jahre gezeigt, dass wir uns an diese kleinen Hoffnungsfunken klammern müssen, weil wir eben wissen, dass es auch wieder schlechter wird. Vielleicht kann man die Zeit dann ja auch viel mehr wertschätzen, in der es gut ist.

Welche konkreten Hoffnungen habt ihr denn für euch persönlich?


Für uns ist natürlich dieses Live-Spielen gerade voll das Ding. Sowie wahrscheinlich für alle Bands der letzten zwei Jahre, die das alle leider nicht konnten.

Wir sind einfach super dankbar, dass wir das gerade machen können und hoffen, dass da so eine Regelmäßigkeit reinkommt. Sowas wie eine längere Support-Tour und nicht nur einzelne Gigs.


Es ist immer so schade, nach dem zweiten Konzert ist man eigentlich erst richtig drin.


Abgesehen von persönlichen Hoffnungen haben wir auch Hoffnungen für die Welt, wie zum Beispiel Mut für Veränderungen. Es ist ja auch ein Teil von einem politischen Aufwachen, dass man merkt, dass so viel schiefläuft und sich im Gegenzug dazu viel zu wenig verändert.


Da habt ihr recht, super wichtig gerade da mutig zu sein.

credits: Nelly Habelt


Ihr habt es schon gesagt, dass ihr einzelne Support Gigs gespielt habt, wie beispielsweise für Mayberg. Wer steht noch so auf eurer Support-Bucket-List?


Sollen wir größenwahnsinnig antworten oder realistisch?


Größenwahnsinnig bitte!


Ja dann Coldplay auf jeden Fall.

Die Musikrichtung darf ja für einen Support auch nicht zu ähnlich sein, aber eben auch nicht zu weit weg. Da würde Coldplay schon gut passen. Aber mit Mayberg geht das auch schon in eine sehr gute Richtung.


Sowas wie Jeremias würde auch voll gut passen. Ist vielleicht auch nicht ganz so weit weg.


Die haben auch einfach immer gute Vorbands, die danach auch immer relativ groß werden.


Ich hab noch eine kleine süße Frage zum Ende: Mit welchen 3 Emojis würdet ihr eure Musik beschreiben?


Das wären wohl diese hier: 🌞🧚🏼🏳️‍🌈


bottom of page