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  • AutorenbildSelli Hahn

Philine Sonny: "Dinge selber machen ist wirklich das Beste auf der Welt"

Selli Hahn im Interview mit Philine Sonny

credits: Amelie Siegmund

Was sollte man unbedingt über Philine Sonny wissen, wenn man dich noch nicht kennt?


Puh, sehr gute Frage. Ich glaube, dass ich einen übertriebenen Unabhängigkeitssinn habe. Daraus ist auch resultiert, dass ich diese ganze Musiksache, zumindest den musikalischen Teil davon alleine mache. Das liegt nicht nur daran, dass ich Spaß daran habe, sondern weil ich von niemandem abhängig sein will. Wahrscheinlich ist das nicht die eine Sache, die man wissen sollte, aber zumindest auch eine Wichtige.


Dieses Jahr ist bei dir super viel passiert in Bezug auf deine Musik. Du hast deine erste EP veröffentlicht und warst gefühlt die ganze Zeit auf Tour. Jetzt ist das Jahr bald vorbei, wie fühlt sich das für dich an?


Ich habe erst mit den Jungs aus der Band darüber geredet. Der Sommer war super viel für uns und wir waren auch irgendwann echt durch. Die Festivals haben gar nicht aufgehört. Das war einerseits total geil, aber bei den letzten Gigs musste ich mich sehr durchkämpfen. Wenn man aber jetzt zurückblickt, gibt es echt so viele coole Geschichten und Dinge, die passiert sind. Die Erinnerung daran ist wirklich viel besser, als es sich in dem Moment angefühlt hat.


Das klingt mega schön, aber auch anstrengend. Hast du eine Geschichte aus diesem Sommer, die dir besonders im Kopf geblieben ist?


Wir hatten einen richtig guten Tag beim „Watt en Schlick Fest“. Normalerweise ist es nach Gigs oft so, dass jemand von uns unbedingt noch nach Hause oder ins Hotel will, aber an diesem Abend hatten alle noch total Bock! Wir haben uns da richtig betrunken und hatten einen der lustigsten Abende der Welt zusammen. Ich hab dann auch noch Thees Uhlmann angesprochen und der hat sich so unfassbar lange mit mir unterhalten. Ich bin wirklich großer Fan von ihm und mich hat das viel Überwindung gekostet, mit ihm zu sprechen, aber es war so ein gutes Gespräch. Die Leute vom Festival waren auch alle unfassbar gastfreundlich und das hat alles noch besser gemacht.

Wenn wir grade schon bei Live Auftritten sind. Du spielst im Dezember deine erste Solotour. Freust du dich schon und gibt es irgendwas, auf das du dich am meisten freust?


Ich freu mich unfassbar, aber gleichzeitig habe ich auch ein wenig Angst. Vor knapp einer Woche haben wir mit der Band geprobt und ich bin am zweiten Tag krank geworden. Deswegen bin ich gerade etwas ängstlich, ob das alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen. Wir haben viele neue Songs im Gepäck, die wir spielen - da freu ich mich sehr!


Ich finde vor allem bei deinen Akustiksessions merkt man wie viele Gefühle und Emotionen in deinen Songs stecken. Was empfindest du beim Live-spielen und was ist für dich der Unterschied zum im Studio sein?

Hmm schwierig zu sagen und dass hier ist nicht die Antwort, die ich mir wünschen würde. Im Studio ist alles so behütet und sehr besonders für einen selbst. Ich persönlich komm auch ganz oft den Wahrheiten näher und muss mir klar machen, dass ich mich grade selbst nicht weiter hinters Licht führen sollte. Da ist für mich alles sehr persönlich. Auf der Bühne ist das nicht so. Man macht das alles nicht mehr für sich, sondern eher für die Leute, die da sind und das finde ich sehr interessant. Ich habe noch nicht so richtig raus, was ich darüber denke und wie es sich anfühlt.


Ist dir das eigentlich schon mal passiert, dass jemand bei einer deiner Shows geweint hat?


Erschreckend oft! Ich finde das unfassbar krass, vor allem bei Supportgigs oder Festivals, bei denen mich die Leute nicht kennen. Damit habe ich wirklich absolut nicht gerechnet und das freut mich auch so, dass die Leute verstehen, was ich sagen will.

credits: Amelie Siegmund

Du hast inzwischen deine Akustik Version zu „Same Light“ released. Magst du erzählen, worum es in dem Song geht?


Bei dem Song ist es ein bisschen schwierig. Ich habe in jedem Interview bis jetzt gesagt, dass ich nicht sage wovon er handelt, weil es mir ultra unangenehm ist. Ich singe immer über reale Leute und deswegen verrate ich das nicht. Vor zwei Wochen bei den Tourproben habe ich nochmal wirklich verstanden, wovon der Song handelt.

Das ist für mich einfach sehr persönlich und keine abgeschlossene Sache.


Total verständlich und man muss natürlich auch nicht immer alles preisgeben. Wie entstehen Songs bei dir?

Grundsätzlich schreibe ich alles auf und meistens dauert es relativ lange. Mir fällt immer wieder auf, dass ich was im Kopf haben muss, über das ich schreiben will, weil sonst kommen nur Texte dabei raus, die ich blöd finde. Als Erstes ist immer die Story da, dann der Text und dann das Musikalische. Und so entsteht quasi fast jeder meiner Songs. Aktuell sind auch viele neue Songs in Arbeit, so viel kann ich sagen.


Sehr cool! Ein Titel von deinem Song ist „Lose yourself“. Jetzt die Frage, wann verlierst du dich selbst?


Täglich gefühlt. Ich habe das oft schon gesagt: Ich habe viel mit psychischem Kram zu struggeln und habe jetzt auch Therapie angefangen. Wenn ich gerade nicht mehr weiß, wer ich bin und wieso ich das alles mache, dann falle ich schnell in ein riesiges Loch aus Fragezeichen und dann geht es irgendwann wieder, wenn man seine Prioritäten ausgecheckt hat. Aber da verliere ich mich schon öfter. Bis jetzt ist immer alles wieder okay geworden.

Irgendwann bei den letzten Shows habe ich angefangen zu erzählen, dass ich jetzt mit einer Therapie anfange. Einfach, damit ich Transparenz bei den Leuten schaffen kann. Teilweise kamen auch direkt Menschen nach den Shows auf mich zu und haben mich da sehr positiv bestärkt. Es ist an sich kein big thing und es war etwas weird das zu sagen, weil es könnte auch too much information sein. Inzwischen denke ich mir aber eher, dass die Leute, die sich nicht dafür interessieren, nicht viel mehr darüber nachdenken. Und wenn es am Ende nur einer Person hilft, find ich das super!

Das find ich super wichtig, dass du das gesagt hast! Im Endeffekt sollte man wirklich keine Angst davor haben und sich nicht schämen. Therapie kann jedem helfen. Hast du manchmal das Gefühl, dass du Verantwortung für die Leute hast, die deine Songs hören?


Puh, ich glaube nicht. Aber bis jetzt ist es sehr surreal gewesen, vor paar Tagen kam aber Spotify Wrapped raus und da war ich total perplex, von wie vielen Leuten ich markiert wurde. Da habe ich das erste Mal realisiert, wie irre das ist, dass Leute meine Songs und die Texte kennen und man schon etwas von sich selbst in die Welt hinausträgt. Eine Verantwortung würde ich nicht ganz sagen, aber es ist einfach viel realer als gedacht, wenn man Zuhause in seinem Zimmer sitzt und dieses Songs schreibt.


Was ist denn in deinem Wrapped?


Ich habe leider kein Spotify, aber bei Apple Music gibt es jetzt etwas ähnliches. Seit 8 Jahren höre ich Ben Howard die ganze Zeit. Mein Top Song von ihm dieses Jahr war „Old Pine“ und er logischerweise auch mein Top Artist. Paolo Nutini ist auch immer dabei und einfach super.


Das ist eine sehr gute Auswahl. Ich liebe das auch, wenn man einen Artist hat an dem man sich nicht satthören kann.


Mit 15 habe ich immer gedacht, dass Ed Sheeran dieser Artist bei mir wäre. Turns out es kam anders. Mit 13 oder 14 war ich der allergrößte Sunrise Avenue Fan und ein Freund unserer Familie war in irgendeiner Booking Agentur, die auch mit denen zusammengearbeitet haben. Dann habe ich ein Autogramm von Samu Haber bekommen. Ich saß im Kunstunterricht und meine Mama hat mir ein Foto davon geschickt und ich habe wirklich im Unterricht angefangen zu weinen wie eine Irre. Das war wirklich insane und ist mir Ultra unangenehm.


Wow, haha, ich liebe diese Geschichte. Ich kanns mir so gut vorstellen, wie du einfach im Unterricht saßt und geweint hast. Einmal nochmal so fühlen wie damals im Kunstunterricht.


Das ist tatsächlich eine Sache, über die ich sehr lange nachgedacht habe. Ich bin auch schon relativ lange Thees Uhlmann und Giant Rooks Fan. Das hat irgendwie alles so seinen Zauber verloren. Das finde ich auch wirklich total schade. Ich habe nur noch sehr wenige Leute, von denen ich so richtig Fan bin und an alles andere hat man sich so gewöhnt. Aber woran liegt das? Weil man älter wird oder weil man was mit Musik zu tun hat?


Wahrscheinlich liegt es an beidem. Es ist einfach mehr Alltag dazu gekommen, dass man oft gar nicht mehr die Zeit dazu hat.

credits: Amelie Siegmund

Last but not least hab ich noch meine Standardfrage: Hast du einen Tipp, Ratschlag, etc. dass du anderen Leuten unbedingt empfehlen würdest oder schon immer loswerden wolltest?


Dinge selber machen ist wirklich das Beste auf der Welt! Ich mache gerade Ketten selbst und häkle Sachen und viele andere tolle Sachen. Das ist mein Tipp oder wie auch immer man es nennen will. Man macht Sachen viel zu selten selbst, sondern kauft das oft, aber es macht so viel Spaß!

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