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AutorenbildDominik Kotzur

Nalan im Interview

"I got to dream on. Don't wake me up"

Am Anfang dieses Monats hat die Newcomerin Nalan ihr Debütalbum "I’m Good. The Crying Tape" veröffentlicht. Schon in den letzten Jahren trat die Sängerin als Teil der Gaddafi Gals auf die Bühne und nun möchte sie ihr ganz persönliches und emotional tiefgreifendes, musikalisches Werk mit uns teilen.


Ich durfte bereits vor dem Release ihres Debütalbums der Sängerin ein paar Fragen stellen. Im Interview erzählt uns Nalan wie Traurigkeit nicht zwangsweise Freude ausschließt und wie diese sehr unterschiedlichen Emotionen, die sich bereits im paradoxen Titel des vielseitigen Albums der talentierten Newcomerin verbergen, zur gleichen Zeit

existieren können.

Zum Schluss verrät uns Nalan noch ihre jetzigen Lieblingssongs und zu welchem Lied sie eine besonders starke emotionale Bindung innehat.


Fotocredit: Elif Güney


Hi Nalan, wie geht es dir so kurz vor der VÖ deines Debüt-Albums “I’m Good. The Crying Tape”?


Wenn du so fragst, geht’s gerade sehr ab. Vor so einem Release steht trotz zahlreicher Planung, immer noch was auf den letzten Drücker an. Beispielsweise Merch, Interviews, Fotoshootings. Ich habe quasi keine Zeit, um aufgeregt zu sein. Das kommt dann am Release day selbst. Ich freue mich mega, dass das Konzert stattfinden wird und es ausverkauft ist (:


Wenn du dein Album in drei Worten beschreiben müsstest, welche würdest du wählen?


So in etwa: Ein Melo Drama Romance Album mit ganz viel Charme.


Seit 2016 bist du Teil des Hip-Hop und R&B-Trios Gaddafi Gals. Aus welchem Grund hast du dich entschieden, neben Gaddafi Gals, ein Solo-Projekt zu starten?


Vor den GGs war ich schon Solo tätig, aber nie als „Nalan“. 2020 war ein intensives Jahr, ich war endlich ready für mein persönlichstes Werk.


In deinem Song “Sorry” singst du von einer Beziehung, die langsam endet. Was möchtest du mit den folgenden Lines ausdrücken?

“Don't wanna make it worse, do you, Tried in on repeat, I guess we got a long way to go, Is this the end of our show"

Die Line beschreibt ganz gut, wie sehr man an der Beziehung festhalten möchte, indem man „on repeat“ an ihr arbeitet. Allerdings schwingt in dem zweiten Satz mit, dass die gemeinsame „Show“ bald vorbei sein und der Vorhang langsam fallen wird. Die Show geht zu Ende und somit auch die Beziehung.


Ich durfte ja schon vorher einen kleinen Blick auf dein Album werfen. Es handelt von vielen verschiedenen Emotionen, die uns als Menschen tagtäglich beschäftigen und uns manchmal wie riesige Wellen überwältigen. Diese verwirrenden Gefühle kann man auch im Titel deines Albums wiederfinden: “I’m Good. The Crying Tape”. Warum hast du dich für diesen Titel entschieden und fühlst du dich also manchmal glücklich und traurig zugleich?


„I'm Good. The Crying Tape“ beschreibt zwar in fast alles Songs beide Extreme. Also das Extrem des Traurigseins und das der guten Momente. Was die Songs aber immer wieder schaffen, ist es den Moment dazwischen einzufangen. Man kann durchaus traurig und happy zugleich sein. Bloß weil du gerade in einem „Bed of Tears“ erwachst, heißt das nicht, dass das, das Ende der Welt bedeutet.


Glaubst du, dass man auch mal traurig sein muss, weinen und alles loswerden muss, um wieder glücklich zu werden?


Am Anfang war es mein Ziel, dass jede Person, die mein Album hört mindestens eine Träne dabei verliert. Die Träne sollte nicht nur aus Traurigkeit fließen, sondern auch aufgrund vor Freude. Also ja! Heulen tut gut.


FOTOCREDIT: Nusa Hernavs


In “Bed of Tears” singst du von Existenzangst und Realität. Besonders ist mir die Line “Time is passing by. I am gonna cry” im Kopf hängen geblieben. Zeit ist limitiert und manchmal hat man das Gefühl, dass sie uns buchstäblich davonrennt. Was möchtest du uns mit diesem Song sagen bzw. deinen Hörer:innen mit auf den Weg geben?


“Time is passing by. I am gonna cry” Zeit ist kostbar und damit umzugehen ist eine Kunst. Dabei sollte man sich nicht allzu viel Druck machen. Sonst versinkt man schnell in dem eigenen Meer aus Tränen.


Strukturell gesehen sind ja die Songs “Be Mine Pt. 1” und “Be Mine Pt. 2” zwei unterschiedliche Tracks, wobei “Be Mine Pt. 2” eine nicht nur lyrische, sondern auch musikalische Fortsetzung des ersten Teils ist. Warum hast du dich entschieden, statt eines Tracks zwei separate Songs zu machen?


Be Mine Pt. 1 und 2. wurden jeweils von mir und walter p99 arkestra produziert. Sie leiten auf meiner Platte jeweils Side A und Side B ein. Ich fand die Idee den Song in zwei Teile/ Kapitel zu splitten deswegen sehr passend.


Du hast dein Album selbst als eine Art Drehbuch bezeichnet, in dem jeder Song ein eigenes Kapitel darstellt, das verschiedene Themen und Stimmungslagen beleuchtet. Wie kam es zu dieser Idee? Und wenn wir in der Film-Metapher mal bleiben, in welchem Film-Genre würde dein Album spielen?


Ich habe beim Schreiben gemerkt, dass es mir hilft, mir Alles bildlich vorzustellen. In meinem Kopf wusste ich genau was die Charaktere anhaben, wo sie sich gerade befinden, wie ihre Zimmer aussehen, wie sich ihre Mimik verändert usw. Außerdem finde ich es spannend nicht ausschließlich autobiografische Texte zu schreiben. Das macht mich persönlich sehr frei in meinem Schaffensprozess. Es ist schon sehr witzig ... wenn ich jetzt so darüber nachdenke, habe ich zu jedem Character eine eigene Beziehung - I'm Good. The Crying Tape: Ein Melo Drama Romance Movie mit ganz viel Charme.

Fotocredit: Nusa Hernavs


Der Song “Son Kez” ist der einzige türkische Song des Albums. Worüber handelt der Track und warum hast du dich dazu entschieden, gerade diesen Song in türkischer Sprache zu schreiben?


Ich hatte keine Wahl (: Der Song ließ sich nur auf Türkisch schreiben. Das war eine Gefühlssache.

Wenn du einen Song vom Album nennen müsstest, zu dem du eine besonders starke emotionale Bindung hast und der dir sehr viel bedeutet, welcher wäre das?


„Only Birds Can Tell“ Dieser Song beschreibt den Verlust und die Gegenwärtigkeit einer geliebten Person. Diesen Song widme ich meiner Anneanne (türk. Großmutter).

Gerade werden wir auf jedem Social-Media-Kanal mit den Spotify-Rückblicken von unglaublich vielen Personen überschwemmt. Was hatte es mit deinem Spotify- Jahresrückblick auf sich? Welche Künstler:innen und Tracks hast du dieses Jahr rauf und runter gehört? Und hat dich dein Rückblick überrascht?


Ich blicke gerne nach vorn.


Wenn wir gerade schon bei Musik sind, was sind deine drei Lieblingslieder im Moment, die du unsere Flutwelle-Leser:innen unbedingt empfehlen möchtest?


Olivia Rodrigo „Deja Vu“, Rosalia „La Fama“, Billie Marten „Peach“


Wenn du deine Musik mit einer Farbe beschreiben müsstest, welche wäre es?


Hellblau


Am Freitag, den 10.12 ist dein Release-Konzert im Monarch hier in Berlin. Bist du schon aufgeregt oder fühlst du dich durch die Live-Auftritte mit den Gaddafi Gals gewappnet für das Konzert?


Yessss, ich bin immer aufgeregt, egal wo ich spiele!


Die elektrischen Synthesizer, die warmen und zugleich melancholischen Klänge, die sich durch das ganze Album ziehen, und die emotionalen und ehrlichen Lyrics lassen das Album wie einen aus den tiefsten Ecken des Herzens kommenden Schrei erklingen. Aber was für eine Art von Schrei? Dieser Schrei kann sowohl ein Freunden- als auch ein Leidensschrei, ein erleichternder, als auch ein wehmütiger Schrei sein, denn wie Nalan uns durch ihr elfteiliges Gefühls-Tape gezeigt hat, sind sehr unterschiedliche Emotionen oft gar nicht voneinander zu trennen.




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