Natalie Voß im Interview mit Newcomerin maïa
credits: ebd
maïa begleitet uns mit ihrer Musik nun schon seit fast zwei Jahren. Dabei ist sie mal lauter und mal leiser, aber immer poetisch. Die 20-Jährige ist in Duisburg aufgewachsen und macht Musik seitdem sie denken kann. Weshalb sie sich dann entschieden hat, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, warum sie immer melancholisch ist, das aber gar nicht schlimm findet und was uns in ihren neuen Releases erwartet – das erfahrt ihr im Interview.
Hey maïa, sag mal, wie bist du zur Musik gekommen?
Das ist jetzt diese Standartantwort, aber ich bin wirklich seitdem ich klein bin in Kontakt mit Musik. Meine Eltern sind sehr musikaffin, es lief immer Musik zuhause, ich war im Chor und dann habe ich mir Klavier und Gitarre beigebracht. Zu dem Zeitpunkt habe ich eh Texte geschrieben und dann habe ich es irgendwann kombiniert. Aber so richtig Musik geteilt mit den Leuten, erst nach dem Abi auf Tiktok.
Gab es da so einen Knackpunkt, an dem du wusstest, dass Musik genau das ist, was du machen willst?
Früher dachte ich immer, ich mach entweder englische Musik oder gar keine. Dementsprechend bin ich davon ausgegangen, dass es in Deutschland nicht ankommen wird. Deswegen habe ich diesen Wunsch, Musik machen zu wollen, vor mir selbst versteckt. Aber dann, als ich die deutsche Sprache für mich entdeckt hab, habe ich gecheckt, dass dieser Wunsch gar nicht so weit entfernt ist.
Wieso hast du erst Musik auf englisch gemacht?
Weil ich so eine Distanz zu meiner Gefühlswelt schaffen konnte, mit der ich mich zu dem Zeitpunkt einfach nicht getraut hab zu konfrontieren. Seitdem ich deutsche Musik mache, ist es viel näher an mir und ich zeige mich viel verletzlicher.
In deinen Texten spielst du mit den verschiedensten stilistischen Mitteln und bedienst dich einer sehr malerischen Sprache. Woher schöpfst du diese Inspiration?
Seitdem ich klein bin, habe ich das Gefühl, die Welt ganz anders wahrzunehmen als die Leute um mich rum. So habe ich irgendwie eine andere Sprache dafür, was für die meisten Menschen eigentlich banal ist. Also, der Alltag und die kleinen Dinge um mich rum haben eine viel größere Bedeutung als für andere und somit habe ich auch irgendwie eine andere Art das in Songs zu übersetzen.
credits: Aysan Lamby
Du singst auch viel über emotionalen Schmerz, kokettierst teilweise damit und besingst eine gewisse Sehnsucht nach Schmerz, oder verstehe ich das falsch?
Nein, ich glaube du verstehst es vollkommen richtig. Es ist eine Mischung aus romantisieren und genießen von Melancholie. Gerade so Worte wie Liebe und Schmerz oder Freude und Trauer stehen so oft gegensätzlich zueinander und ich finde die gar nicht so gegensätzlich. Aus beiden kann man unheimlich viel Schönes rausziehen. Und das genieße ich, weil es mir einen anderen Blick auf Dinge gibt.
Wie meinst du das?
Also, es ist schon so, seitdem ich klein bin, dass ich diese Melancholie in mir habe, aber eben auch was daraus ziehen kann. Das weiß ich irgendwie zu schätzen, weil es mir so einen aufmerksamen Blick auf meine Umwelt gibt. Durch die Melancholie ist man viel anfälliger auf die Emotionen und Menschen um einen herum. Seitdem ich Musik mache, ist das natürlich ein Bonuspunkt für den Schaffensprozess, aber ich war schon vorher so.
In deinen neuen Songs ist die Melancholie ja allgegenwärtig. Hast du da ein bestimmtes Konzept verfolgt?
Ich glaube, ich geh relativ frei von Konzeption an einzelne Songs ran – selbst, wenn ich in einem Take ein bestimmtes Konzept verfolge. Sobald ich in einen Raum gehe und Regeln und Grenzen setze, hört Kunst auf mutig und ehrlich zu sein. Aber das macht sie ja eigentlich gerade aus.
Aber was die EP angeht, hast du ja schon sowas wie ein Konzept, oder?
Ja, ich hatte diese Idee von den zwei Welten. Die werden auf zwei verschiedenen EPs vorgestellt. Die erste Welt umfasst die ganzen Songs, die dieses Jahr schon rauskamen. Also „intro“, „ich hoff du brichst mir das herz“ und „ambulanz“. Das Konzept stand schon bevor die Songs entstanden sind, aber ich habe das eigentlich nie in die Sessions mitgenommen. Das ist alles einfach total organisch entstanden, dadurch, dass ich mich auch gefühlstechnisch in diesen Welten befinde.
Das bei dir irgendwie alles aufeinander bezug nimmt, zeigt sich ja auch schon teilweise auf deinen Covern. Auf dem Cover von „ambulanz“ hast du zum Beispiel dieselben Stilelemente benutzt, wie schon bei deiner letzten EP „tatendrang und todmüde“. Was hat es damit auf sich?
Ich wusste von Anfang an das diese Kringel irgendwie auf allen Covern stattfinden müssen, weil ich die schon seit Ewigkeiten male. In der Schule waren die auf Tafeln, Tischen, in meinen Collegeblöcken, überall. Ich hab erst ein paar Jahre danach gecheckt, warum ich die überhaupt mache. Ich sag immer: So sieht mein Kopf aus. Da ist immer so ein Gedanke, der sich weiter und weiter zieht und es ist einfach sehr stellvertretend für das, was in mir vorgeht. Deswegen ist das sehr passend, dass der sich auch auf den Covern wiederfindet.
Die werden wir also auch noch auf deinen nächsten Releases finden können?
Ja. (grinst)
credits: Aysan Lamby
Und was erwarten uns noch so für nächste Releases?
Also, es kommt am 28.06. eine neue EP. Ein Song, der damit rauskommt, ist ziemlich besonders und ich glaube einer meiner liebsten Songs. Danach mache ich erstmal eine kleine Pause, damit ich die zweite EP fertig machen kann. Das wird auf jeden Fall sehr anders als das erste. Es ist eben die zweite Welt und damit auch eine andere Welt. Viel wärmer und hoffnungsvoller.
Hast du eigentlich Angst, dass diese Veränderung auch was mit deinem Publikum macht? Also, dass es den Wandel zur zweiten Welt vielleicht nicht so hinnimmt und du da Erwartungen nicht gerecht wirst?
Nee. Also, ich glaube, die zweite EP wird auf jeden Fall eine neue Art von Publikum anziehen. Aber ich glaube, es ist ein ganz großer Fehler Musik zu machen und sich beim Entstehungsprozess zu denken: der Song muss für genau dieses eine Publikum stimmen. Weil, wenn ich nicht selber mit dem Produkt zufrieden bin, dann ist es mir egal, wer damit zufrieden ist.
Das kann ich super gut verstehen und damit bist du definitiv schon einigen Musiker:innen voraus. Hast du eigentlich schon Pläne für deine fernere musikalische Zukunft?
Konkrete nicht. Aber wir arbeiten jetzt seit ungefähr einem halben Jahr an diesem Konzept und ich habe Lust danach viel regelfreier Musik zu machen. Ich will mich komplett von dem entfernen was ich bisher gemacht habe, einfach um Sachen auszuprobieren. Wir machen sogar die ganze Zeit Witze, dass ich irgendwann Techno mache. Und ich glaube, die neue Single, die mit der EP dann kommt, zeigt auch schon, dass ich bereit bin, mich aus der Welt, die ich bisher gemacht habe, zu lösen.
Das hört sich doch sehr spannend an und lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Wir freuen uns auf jeden Fall, maïa bei all ihren Experimenten zu begleiten und können es kaum erwarten bald mehr von ihr zu hören. Kleiner Tipp: Wer es jetzt schon wissen möchte, was uns am 28.06. erwartet, kriegt auf maïas Tiktok schon einen Vorgeschmack zu hören.
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