2015 releast das Boyfriend/Girlfriend Duo «Oh Wonder», sein gleichnamiges Debütalbum «OH WONDER».
Monat für Monat brachten die Londoner ihre zukünftigen Albumsongs zunächst auf der Plattform Soundcloud heraus. Das wachsende Publikum wurde aufmerksam. Aus all diesen Singles hervorgegangen ist schlussendlich «OH WONDER». Ein Album, das nun durch und durch zu begeistern schafft- auch über die ursprüngliche Plattform hinaus.
Einer ihrer Debütsongs ist «Lose it».
«Lose it»/«verliere dich», wirkt als Aufforderung allein zunächst nicht tief greifend. Sich zu verlieren allerdings wird leichter und leichter mit jedem gespielten Takt. Getragen von verlockenden Vorstellungen einer ins Abendlicht getauchten Innenstadt werden wir von Anthony West und Josephine Vander Gucht in ihren Bann gezogen.
«Sunset high and our bodies low, Blood rush in the hazy glow» // «Wide eyed, you look at me, Set on fire in a silver dream»
Die Detailverliebtheit, mit der das Duo die flüchtigsten Momente zu beschreiben schafft, ist wohl eine Eigenschaft, die dem gesamten Album seinen Charme verleiht und insbesondere «Lose it» Leben und Wärme einhaucht.
Josephine sagt in einem Interview mit 3voor12, «Lose it» sei ihr wahrscheinlich liebster Song des gesamten Albums. Vermutlich spielt dabei eine Rolle, was sie mit ihm verbindet. Hierüber und ferner darüber, was die beiden bewegte, diesen Song zu schreiben, erzählen Josephine und Anthony in einem Interview mit «The Line Of Best Fit». Die Inspiration für «Lose it», ist aus einem persönlichen Erlebnis heraus geboren, wodurch der Text authentisch sowie ehrlich wird. Die Londoner erwähnen eine Hausparty in Melbourne, worüber West mit ähnlicher Detailverliebtheit, wie wir es von den Songtexten kennen, erzählt;
«In the early hours of the morning, when the party was starting to simmer down, Josephine locked herself in the DJ room and put on Destiny's Child, took all her clothes off and danced on her own for an hour.»
Oh Wonder schufen durch «Lose it» wie ich finde, den perfekten Soundtrack zu dieser Story. Faszinierend dabei finde ich, wie sich die tragende Musik, die detaillierten Worte und die intime Thematik unvermeidlich zu bildlichen Vorstellungen vermengen. Zwei ins goldene Licht getauchte Körper, die sich mit Leichtigkeit zu dem Rhythmus bewegen, die Augen geschlossen, von der Realität losgelöst und in Zeitlupe. Josephines Erinnerungen an diese wilde, ausgelassene Nacht begründen ihre Affinität zu «Lose it» wohl entscheidend.
Dieses wertvolle Lebensgefühl wird auch in dem zugehörigen Musikvideo eingängig visualisiert. Leidenschaft, Emotion und Kunst werden hier vereint, zu einem unglaublich menschlichen Musikvideo.
«You gotta give yourself a moment, let your body be»
Das ist alles, was Oh Wonder wollen. Wie die Tänzer in dem Musikvideo sollen wir unserem Geist erlauben, sich von jeglichen Zwängen zu befreien und unserem Körper so die Freiheit geben, sich ausdrücken zu können. Wir sollen tanzen und den Augenblick genießen, während wir uns Takt für Takt von der Realität entfernen oder vielmehr sogar in ihr verlieren.
Denkt man darüber nach, gibt es solche Momente gerade jetzt viel zu selten. Die Tanzflächen sind seit Monaten einsam und Musikboxen in Clubs bleiben stumm. Seit Sommer letzten Jahres erwarten wir den Nächsten sehnsüchtiger denn je. Es soll gefeiert werden, wie nie zuvor getanzt werden, wie im Rausch und vor allem in vollen Zügen gelebt werden. Bis dahin sind wir zu Hause.
Darauf hinfiebern, dass alles wieder normal wird, ist in Ordnung, jedoch sollten wir die Zeit bis dahin sinnvoll nutzen. Sich selbst zu akzeptieren und kennenzulernen ist ein wichtiger Prozess, mit dem sich nun viele schwerenherzens konfrontiert sehen.
Dahingehend sehe ich «Lose it» und vor allem Josephine selbst als Inspiration. Sie zeigt uns, dass man sich selbst genügende Gesellschaft sein kann, während der Song uns dazu auffordert, diese Gesellschaft auch wirklich zu fühlen.
Gerade momentan ist das wohl eine besonders wichtige Message. <3
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