top of page
  • AutorenbildPaula Goos

BLOND: "das macht Leute wahnsinnig"

Paula Goos im Interview mit der Band Blond

credits: Anja Jurleit

Ich liebe den Osten. Kalter Hund, Jagdwurstscheibe und Kaufhalle. Doch nicht nur kulinarisch hat Ostdeutschland viel zu bieten, auch musikalisch. Zum Beispiel die Band BLOND. Das Trio kommt aus Chemnitz und macht alles, was ne Message hat, von Indie über Pop bis zu Rap. Am 21.4.2023 kam ihr zweites Album raus, es trägt den Titel PERLEN. Zu diesem Anlass durfte Flutwelle 2 Mitglieder der Band, die Schwestern Nina und Lotta Kummer, zum Interview treffen

Es ging auch um (vegan) Wurst und Spaghettieis. Darum aus Scheiße, Schönes zu machen und oberkörperfrei zu schwimmen. Und jetzt geht’s erstmal los:


In welcher Ära ist BLOND gerade?

Lotta: Wir sind auf jeden Fall in unserer Mermaid Glitzer Perlen Ära. Das ist unser aktuelles Moodboard. Obwohl, ich glaube, Angry Mermaid passt noch besser.

Genau das sieht man auch in eurer Ästhetik. Die hat sich seid der ersten Singles des Albums (Du&Ich) sehr entwickelt. Habt ihr euch dafür extra ein Moodboard gemacht und gesagt: „So wollen wir jetzt aussehen!“?

Nina: Es hat sich alles einfach ein bisschen professionalisiert. Wenn wir ein Musikvideo drehen, haben wir natürlich auch eine Stylistin dabei, die unsere Outfits zusammenstellt, so wie wir uns das wünschen. Das haben wir früher noch selber gemacht, jetzt können wir noch mehr die Ästhetik umsetzen, wie wir schon immer gerne gehabt hätten.

Ich habe so ein bisschen rum überlegt, was ich für Assoziationen mit Perlen habe: Perlen vor die Säue, Perlen auf die Kette kriegen, eine Perle findet man so in einer Muschel am Meeresgrund... Was ist eure Assoziation mit Perlen? Warum habt ihr euch dafür entschieden, als eueren Albumtitel?

Nina: Wir haben mal gelesen, dass bei einer Muschel aus dem Schmutz und Dreck ,der da so von außen reinkommt, die Perle wird. Das Bild fanden wir sehr schön, weil wenn wir jetzt überlegen, was sind unsere Inhalte und was sind unsere Themen, sie auf den ersten Blick nicht besonders schön sind. Es sind Themen, die irgendwie scheiße sind und wir versuchen die dann aber so zu verarbeiten, dass man dazu vielleicht am Ende zusammen tanzen kann. Und deswegen sind auf diesem Album dann viele verschiedene Perlen zu finden.

Ein Song, bei dem das genau so ist, ist „immer lustig“. Der ist mir beim Durchhören besonders aufgefallen, denn da seid ihr besonders offen. Fällt euch das leicht oder ist es immernoch eine Überwindung, in der Musik so ehrlich zu sein?

Nina: Wir haben eigentlich immer so eine Plottwist Attitüde. Das bedeutet, dass wir in einem Song, der ein ernsthaftes Thema hat, eher ironisch damit umgehen, um es auch leichter zu machen. Bei „immer lustig“ ist es aber genau so, wie ich es singe auch gemeint. Das macht ihn so interessant. Da das der erste Song dieser Art ist, ist der uns gar nicht so leicht gefallen beim Schreiben und Einsingen. Humor und Ironie ziehen sich durch unser Werk, aber das ist auch immer ein Schutzmechanismus, wenn man ehrlich ist. Genau darum geht es auch in dem Song.

credits: Anja Jurleit

Gibt es einen roten Faden, der sich durch „Perlen" zieht? Was ist der Faden in der Perlenkette?

Nina: Unser allgemeines Überthema ist immer unsere persönliche Haltung zu bestimmten Themen. Es geht ja immer um das, was uns als Person beschäftigt. Je nachdem, wie wir zum Beispiel sozialisiert wurden sind das bei uns so „feministischer Themen“ oder bei Johann ist es zum Beispiel dieses Thema der Blindheit. Diese Varietät an Themen hat Leute nie gestört. So war es auch, als wir oberkörperfrei als Single rausgehauen haben. Der unterscheidet sich musikalisch komplett von den anderen Singles. Aber niemand hat gesagt „Hey, was ist denn das?“, sondern alle waren klar "Ah neuer Blond Song". Letztendlich kann man sagen: Wir drei sind da der rote Faden!

In eurem Arbeitsumfeld habt ihr schon zahlreiche Erfahrungen mit toxischem (männlichen) Verhalten gemacht, darum geht es ja auch in Songs wie „Männer“. Wie geht ihr damit um, außer es in eurer Musik zu verarbeiten?

Lotta: Am Anfang unserer Karriere dachten wir man muss bei solchem Verhalten trotzdem nett bleiben und da kein großes Ding draus machen. Aber mittlerweile wissen wir, auch wenn du das in dem Moment nicht hinbekommst, etwas zu sagen, hast du denn Moment nicht verpasst. Du kannst dich immer noch im Nachhinein bei deiner Bookerin beschweren, damit die das zu dem Festival sagt. Wir hatten ja immer sehr viele Probleme, auch mit Tontechnikern vor Ort oder so. Mittlerweile fahren wir mit einer eigenen Tontechnikerin. Es ist immer das allerwichtigste, darüber zu reden!

Hoffentlich schaffen wir das irgendwann, nicht mehr darauf angewiesen zu sein, mit Leuten zu arbeiten, die einfach scheiße sind. Um sich auch in seinem Arbeitsumfeld komplett wohlzufühlen.

An welchen Ort würdet ihr gerne mal oberkörperfrei gehen?

Nina: Ab einer gewissen Außentemperatur würde ich dann gern generell oberkörperfrei unterwegs sein Lotta: Wir sind nicht aufgewachsen mit FKK Kultur und als ich dann zum ersten Mal schwimmen war ohne Bikini Oberteil, da war ich richtig sauer, weil das so ein geiles Gefühl ist und ich da vorher immer verpasst habe. Ich sehe das auch nicht ein, warum ich das nicht machen darf. Das ist ja meistens nicht nur ein Problem, weil es verboten ist, sondern man wird dann auch angeglotzt und sexualisiert. Oberkörperfrei zu schwimmen, das ist vielleicht ein kleiner Anfang oder wenn man sich freut, einfach so T-Shirt hinten übern Nacken ziehen. Das hätte ich auch richtig gerne drauf!

Auch mal öfter diesen Move pullen, wo man einfach das Shirt so vorne zerreißt.

Lotta: jaaa Genau das haha.


Lotta, von dir würde ich gerne noch deine Lieblings-Süßigkeit wissen.

Lotta: Ähm. Ja, aber das ist sehr schwierig, weil ich Angst habe, dass die anderen Süßigkeiten sich dann schlecht fühlen. Aber ja, es gibt so paar Eiscafes, die mittlerweile auch vegane Sahne und so anbieten. Und da habe ich jetzt letztens gutes Spaghetti Eis gegessen. Wo die Sahne unter dem Eis und so angefroren ist. Wenn du mich jetzt fragst, habe ich da in diesem Moment Appetit drauf.

credits: Anja Jurleit

Und von Nina ihr Lieblingstier. Aber eins, was ausgestopft an der Wand hängen sollte.

Nina: Ich muss erst mal ganz kurz dazu sagen, dass ich Veganerin bin und ich kein Fan davon bin, dass man Tiere tötet für meinen Zweck. Ich habe zu Hause aber einen ausgestopften Pinguin, aus der Trödelscheune. Den habe ich da gesehen und den wollte ich einfach haben. Der begrüßt mich jetzt, wenn ich in meine Wohnung kommen. Der ist quasi so mein kleiner Butler.

Hat der auch ein Tablett in der Hand?

Nina: Genau, so ein kleines silbernes wo immer mein Willkommensdrink draufsteht.

Veganerin sein und nach ausgestopften Tieren Ausschau halten ist natürlich ein krasser Gegensatz. Aber wir lieben ja Gegensätze.

Nina: Das macht Leute wahnsinnig. Diese zwei Facetten in mir. Die können das nicht fassen. Und ich kann es ihnen Ihnen nicht erklären.

Ihr habt auch irgendwie so ein Ding mit Fleisch und Wurst, auch im Visuellen, vor allem in euren Musikvideos. Woher kommt das? Geht es da auch um diese Provokation?

Lotta: Ach, das hast du jetzt schön nebeneinandergestellt, aber das ist mir ehrlich gesagt jetzt erst so richtig aufgefallen. Sowas ist ja in den Videos jedes Mal eine individuelle künstlerische Entscheidung gewesen. Wir haben das gar nicht so gemacht, um damit jemanden zu ärgern. Nina: Wir mögen einfach diesen Kontrast zwischen so schöner Kleidung und hübsch geschminkt sein und dann aber sowas ekliges, dass die Videos halt immer wieder in so eine ähnliche Richtung gehen. Also ob das jetzt irgendwelche organischen Strukturen sind oder so Wurstwaren in einer Fleischerei. Das ist dann so ein Bruch und eine Ästhetik, die uns gut gefällt.

Was haben wir gelernt? Manchmal ist man selbst der rote Faden, diesen Sommer sind wir alle oberkörperfrei und das neue Blond Album hat’s in sich! Vom Ehrlichkeits-Brecher „immer lustig“ bis zum Party-Banger „Männer“ und Hau-Drauf-Hits wie „oberkörperfrei“. Das Album voller PERLEN ist ab dem 21.4.2023 überall streambar. Ab 20.11.23 ist die Band auch auf Deutschlandtour.

bottom of page