Die 23–jährige BECKS hat mit ihrer Single „CHEMIE“ einen gelungenen Startschuss in ihre Musikkarriere hingelegt. Der Song ist eine Ansage gegen homophobe Diskriminierung und Vorurteile, mit denen BECKS schon selbst zu kämpfen hatte. Mit einer aussagekräftigen Line nach der anderen und dem fesselnden Indie Sound lenkt die junge Künstlerin momentan viel Aufmerksamkeit auf sich – und zwar nicht nur von ihren Fans auf TikTok.
Ich durfte mit der Newcomerin vor drei Wochen ein Zoom-Interview führen. Ich habe mit ihr natürlich über ihre Debütsingle gesprochen, über die Themen, die sie beim Songwriting beschäftigen und sie inspirieren, aber auch über das, was uns in Zukunft noch von ihr erwarten wird.
Die erste Frage betrifft deine Debüt–Single „CHEMIE“, die vor ein paar Wochen veröffentlicht wurde. Für dich ist das ja der allererste Schritt in deiner Musikkarriere. Welche Emotionen begleiten dich denn besonders in dieser aufregenden Zeit?
Also ich glaube das ist überwiegend so overwhelming, weil ich das irgendwie immer noch realisieren muss, weil ich immer davon geträumt habe meine Musik zu veröffentlichen und jetzt ist es soweit - jetzt hab ich meine erste Single veröffentlicht. Ich muss immer noch irgendwie drauf klar kommen, das ist immer noch ganz ganz overwhelming und ich kann das noch gar nicht glauben.
Aber das ist auf jeden Fall alles positiv.
Ja, das glaube ich, das muss wirklich krass sein, so einen Schritt zu gehen. Wie kamst du denn überhaupt dazu mit Musik anzufangen?
Also ich hab Musik ja schon immer gemacht und hab dann immer geguckt, wie ich wirklich damit anfangen kann. Dadurch, dass ich dann schon Social Media gemacht hab, dachte ich mir dann: „Hey, ich könnt ja auch mal was von mir, was eigenes hochladen“. Und das ging dann so schnell und so kam ich dazu jetzt wirklich wirklich Musik zu machen.
Das wollte ich tatsächlich als nächstes fragen, ob du, als du deinen TikTok Account erstellt hast schon im Hinterkopf hattest, dir die Reichweite dafür aufzubauen oder ob das jetzt einfach so kam?
Also ich hab TikTok bzw. Social Media ja eigentlich durch Zufall angefangen und dann dachte ich mir so: „Hey cool, hier sind voll viele Menschen und vielleicht kann ich mir ja damit schon eine Reichweite aufbauen und falls ich mal irgendwann wirklich Musik mache, hab ich schon Leute die das hören“.
Also tatsächlich hab ich es eigentlich wegen dem Spaß gemacht und immer weiter gemacht, weil es mir halt Spaß gebracht hat. Dann hab ich ab und zu mal ein Cover hochgeladen und dann meinten die Leute immer wieder ‚Mach mehr Musik‘ und ich so ‚Okay‘ und dann hab ich halt wirklich Musik gemacht und das hochgeladen.
Ja krass, cool. Und du hattest ja auch schon, wie du gerade selbst schon angedeutet hast, einen Teaser von „CHEMIE“ auf TikTok hochgeladen und da hast du ja auch schon sehr viel positives Feedback für gekriegt. Hat dir das geholfen an deinem Release – Day entspannter zu sein oder hattest du trotzdem Angst, dass du negatives Feedback kriegst?
Also natürlich hat man immer irgendwie im Hinterkopf, dass Leute auch was Negatives sagen können, aber im Endeffekt war die ganze Erfahrung für mich halt eher positiv, weil ich mich nicht auf Negatives konzentrieren will. Ich red' mir dann halt davor eher die positiven Sachen in den Sinn, damit ich halt auch mit einer guten Einstellung da rein gehe. Also so wirklich nervös und aufgeregt war ich jetzt nicht, ich hab mich halt eher darüber gefreut, weil wie gesagt, ich will mich nicht auf das Negative konzentrieren und das ist mir auch eigentlich egal dann.
Das ist sehr gut, wenn man so den Fokus auf das Positive setzen kann. Für die Zukunft deiner Musikkarriere, gibt es da so einen Punkt, an dem du denken würdest „Wenn ich das erreicht habe, dann hab ich’s jetzt wirklich geschafft, dann kann ich in Frieden sterben“?
Boah, ich glaub, wenn ich mal wirklich so eine richtig geile große Tour gemacht hätte. Danach könnt ich erstmal sagen „Wow, jetzt hab ich erstmal das hinter mir und kann erstmal durchatmen“, aber ich glaube es wird nie so der Punkt kommen, wo ich sage „Jetzt könnt ich in Ruhe sterben“, weil immer wieder was Neues dazu kommt. Ich kann nicht jetzt sagen „Okay, jetzt fühl ich mich erfüllt“, aber dann passiert noch was, was viel krasser ist und dann kann ich danach ja auch sagen „Okay, jetzt fühl ich mich erfüllt“.
Ich glaub aber so der erste Punkt wird nach so einer richtig großen Tour sein, wo ich so sage: „Woah“.
Dann geht’s halt auch erst so richtig los, das treibt einen dann ja auch an, immer weiterzumachen.
Ja, eben!
Wo suchst du dir denn eigentlich deine Inspiration für deine Musik? Gibt es da etwas, das dich da besonders antreibt?
Was meine Musik angeht, sind das halt eigentlich eher so Themen von denen ich sehr viel zu sagen hab und worüber zu wenig geredet wird. Das ist halt eher meine Inspiration, dass ich mir Themen raussuche, die jetzt nicht so bekannt sind oder worüber in der Musik nicht so viel gesprochen wird und guck halt wie ich’s schön verpacke und dass es in die Musikszene passt.
Ich mag halt jedes Genre, deswegen hab ich vor, sehr viel auszuprobieren, jetzt nicht nur Indie, sondern vielleicht auch noch n bisschen R’n’B, vielleicht auch noch n bisschen dies. Also Inspiration hat man ja generell viel und da kommt auch noch sehr viel.
Cool, dann können wir uns auch noch auf mehr freuen in Zukunft, was mehrere Genres abgreift.
Safe!
Hast du denn einen bestimmen Artist, über den du sagst, das ist mein All Time Favourite, wenn ich mein Leben lang nur noch Musik von einem Artist hören könnte, dann von dem?
Das ist schwer, weil ich halt echt viel Musik höre. Aber wenn es jetzt so drauf ankommt, hab ich zum Beispiel viele wie Billie Eilish, sie ist eine große Inspiration, aber ich kenn sie auch schon ewig lange. Dann zum Beispiel auch noch Lady Gaga, sie lieb ich auch über alles. Dann gibt’s aber auch noch so ganz normale Sänger wie James Arthur.
Ja cool, dann merkt man ja auch nochmal, dass du Interesse hast an verschiedenen Genres und dich auszuprobieren.
Um nochmal auf „CHEMIE“ zurückzukommen, da gibt es ja eine Zeile in der singst du „Jahrelang gedacht, ich wäre hier das Problem/Dabei bist du der größte Fehler im System" und ich finde das ist so die aussagekräftigste Zeile, weil das die Message auf den Punkt bringt und sagt „Mind your business, mit deinen homophoben Klischees und deinen Diskriminierungen bist du halt das Problem und nicht ich“.
Gibt es eine Zeile, die für dich eine besondere Bedeutung hat oder ist es das Ganze, was für dich von persönlicher Bedeutung ist?
Ich finde, der ganze Text ist ziemlich ausdrucksstark und da gibt’s viele Lines, wo man sich so denkt „Okay ja, hat sie Recht“.
Aber ich glaube, dieser Satz wo ich zum Beispiel sage "Einen richtigen Kerl brauch ich nich, nur dass du's weißt" ist halt deswegen irgendwie für mich auch wichtig, weil ich das mein Leben lang gehört habe.
Wenn ich davon geredet habe lesbisch zu sein, haben die Leute immer gesagt „Ja warte, du brauchst erstmal einen richtigen Mann“. Also das war wirklich so das, was ich am meisten gehört habe und deswegen hab ich auch hinter dieser Line dieses Lachen gesetzt, weil ich mir mittlerweile einfach nur noch denke, dass ich einfach nur noch drüber lachen kann.
Aber an sich ist ja der ganze Song schon ziemlich ausdrucksstark.
Kann ich auch verstehen, als ich den Song zum ersten Mal gehört habe, dachte ich bei der Line halt „Krass“ und das ist mir so im Kopf geblieben, aber der ganze Song an sich ist halt 1a, sehr aussagekräftig, finde ich sehr cool, wie viel da drinsteckt.
Oder die Line, wo ich sage „Ich bin keine Lücke für deine Fantasie“, weil viele lesbische Beziehungen auch gar nicht ernst genommen werden und das auch sehr viel „fetishized“ wird. Deswegen bin ich, also meine Sexualität ist nichts für deine Fantasien, das hat was mit mir zu tun und da kannst du nichts sagen.
Geht dich ja auch eigentlich gar nichts an.
Eben.
Passt jetzt ganz gut dazu, weil du sagst, dass hast du früher so oft gehört: Was glaubst du würde dein jüngeres Ich sagen, wenn es sehen könnte, was du jetzt alles erreicht hast und wo du jetzt stehst?
Boah, ich glaub, ich wär auf jeden Fall sehr stolz, denn damals hatte ich nicht wirklich jemanden, der darüber geredet hat oder auf Social Media war ich auch nicht so und hab auch nichts dazu gefunden. Ich musste quasi alleine damit kämpfen, lesbisch zu sein und mit wem ich darüber rede. In meiner Stadt wo jeder über jeden redet, ist das halt auch ein bisschen schwierig gewesen irgendjemanden zu finden. Deswegen, wenn ich mich jetzt sehen könnte oder wenn ich in dem Alter jemanden sehen würde, der so eine Art Musik macht, dann würd ich schon denken „Cool, feier ich“, weil das Themen sind, die, wie ich gesagt hab, nicht so oft angesprochen werden. Also ich wär auf jeden Fall stolz, ich würd mir denken „Ist ne Coole, mach weiter so“.
Kannst du auch auf jeden Fall sein, also ich glaub auch du gibst ganz vielen Menschen, die deine Musik hören oder dir auf TikTok folgen ganz viel Kraft und Selbstbewusstsein, wenn sie vielleicht auch niemanden zum Reden haben.
Ich hoffe.
Eine Freundin von mir hat mir auch schon geschrieben ‚Also wär ich jetzt vierzehn/fünfzehn und würd den Song hören, ich hätte einen richtigen confidence boost‘. In dem Alter, wo man vielleicht sonst nichts hat, womit man sich identifizieren kann, freut mich das dann schon, dann denk ich mir „Oha, echt? Cool!“
Ja genau, dann hast du ein role model auf das du hochgucken kannst und das dir Selbstbewusstsein gibt. Finde ich richtig cool, wenn man das so vereinen kann, also du machst Musik, das bringt dir Spaß, das ist deine Leidenschaft und du kannst Leuten noch einen positiven Impact geben.
Und die Leute hören mir vielleicht endlich mal zu, wenn ich was zu sagen hab.
Das ist auch echt ein krasser Fortschritt für einen selbst, find ich.
Find ich auch.
Jetzt zum Thema deiner zweiten Single, „AVATAR“, die ja am 29. Oktober kommt: Wie würdest du denn die Single in drei Worten beschreiben, wenn du das so reduzieren kannst?
Ich würd sagen: wieder ausdrucksstark, provokant, aber trotzdem mit Gefühl.
Okay, das lässt uns alle spannend warten, ich bin sehr gespannt darauf!
Ich bin auch super gespannt auf den Release, ich freu mich richtig!
Kannst du denn noch was verraten, was es noch alles zu erwarten gibt oder ist das noch alles Top Secret?
Also ich kann sagen, das auf jeden Fall noch sehr viel kommen wird. Wenn es nicht dieses Jahr ist, dann auf jeden Fall geht’s nächstes Jahr richtig los.
Cool, also es gibt Vieles, auf das wir gespannt sein können.
Ja, auf jeden Fall.
Sehr nice, das klingt sehr aufregend!
Ich bin auch sehr aufgeregt, es kommt noch so viel!
Verständlich, ich hab grade mein erstes Interview und bin total aufgeregt, ich denk mir, wie musst du dich fühlen jetzt in die Musikwelt reinzugehen…
Ich muss sagen, ich hab schon sehr viel Respekt davor, aber ich geh da mit einer guten Intention rein, deswegen hab ich da nicht so viel Angst.
Ist ja auch das Richtige, denn Angst blockiert ja nur in der Situation.
Ja, ich denk mir immer, die Leute wollen mich ja unterstützen, deswegen: ich brauch keine Angst haben!
In der deutschen Musikszene mangelt es uns meiner Meinung nach immer noch an Künstler:innen, die wirklich wichtige, gesellschaftliche Themen ansprechen. Deshalb freu ich mich besonders auf alles, womit BECKS die Musikwelt in Zukunft bereichern wird. In welche musikalische Richtungen es sie in Zukunft noch verschlägt, bleibt noch spannend. Klar ist aber: Auch ihre zweite Single „AVATAR“ ist gerade erst der Anfang – es wird noch einiges kommen.
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